Der Umfang soziologischer Analysen des Militärs steht im deutschsprachigen Raum in keinem Verhältnis zu seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung. Von Seiten kritischer Sozialwissenschaftler:innen scheint es eine gewisse Scheu vor der Thematik zu geben. Viele der vorliegenden Studien sind hingegen im unmittelbaren Umfeld der deutschen Bundeswehr oder des österreichischen Bundesheeres entstanden. Auch die feministische Forschung zur Einbindung von Frauen* in die Streitkräfte bewegt sich größtenteils an den Polen entweder sehr großer oder aber fehlender Distanz zum Forschungsfeld.
Nach einer kritischen Beleuchtung der Forschungssituation gibt Louise Thiel einen kurzen Einblick in ihre Forschungsergebnisse zum Zusammenhang von Gewalt und Geschlechterbeziehungen im mexikanischen Militär. Dabei steht Gewalt als Kernelement des Militärs im Fokus der Analyse, die Selbstverständlichkeit der Figur des Soldaten als männlich, stark, gewalt- und todesbereit wird kritisch hinterfragt.