Wir, die Studierenden gegen Rüstungsforschung (stugeru) sind ein offener Zusammenschluss von Studierenden und Interessierten. Unser Ziel ist es, längerfristig an möglichst vielen österreichischen Universitäten eine Zivilklausel einzuführen, die es Hochschulen und den dort arbeitenden und studierenden Personen einerseits untersagt, Finanzierung aus der Rüstungsbranche und von militärischen Insitutionen anzunehmen, und andererseits eine Selbstverpflichtung darstellt für Frieden, Demokartie und Nachhaltigkeit zu forschen und zu lehren.
Egal ob offen militärische Forschung oder getarnt als “Grundlagenforschung” – Finanzierung aus dem Rüstungssektor hat an unseren Hochschulen nichts verloren, da wir diese als Ausnutzung ziviler Forschungsinfrastruktur für nicht zivile Zwecke sehen. Unabhängig von der Absicht der Forschenden ermöglichen dadurch erlangte Ergebnisse den globalen Rüstungswettlauf, die Destabiliserung und Ausbeutung von Staaten des globalen Südens/Drittstaaten/Krisengebieten und die “effizientere” Unterdrückung von Bevölkerungen. Folgen der Forschung für Krieg und Rüstungsindustrie sind Krieg, Vertreibung und Umweltzerstörung, die wiederum eine Verschlechterung der Lebensumstände und damit Fluchtursachen erzeugt.
Wissen und Wissenschaft hat das Potential, ein gutes Leben für alle Menschen zu ermöglichen, aber dieses Potential wird für Wirtschafts- und Standortinteressen eingestampft. Die kritische Auseinandersetzung mit den Studieninhalten wird gehemmt und unterdrückt. Die Lehrpläne sind darauf ausgerichtet, funktionierende Individuen für ein kaputtes System zu produzieren. Drittmitteltöpfe haben Vergaberichtlinien, die an Wirtschaftswachstum und militärische Verwertbarkeit geknüpft sind. Gleichzeitig werden Universitäten durch niedrige Grundmittel finanziell ausgehungert, die Studien- und Arbeitsbedingungen sind prekär, der Druck auf Studierende und den universitären Mittelbau ist enorm.
Wir fordern kritische Hochschulen, die sich der Konsequenzen ihres Handelns bewusst sind: Die Wissenschaft beansprucht Objektivität für sich und hat die Macht zu entscheiden, was als Faktum annerkannt wird. Der Hochschule, als sichtbarster Ort an dem Forschung geschieht, kommt daher eine besondere Rolle zu. Sie hat die Macht zu entscheiden welche Themen überhaupt behandelt werden. In diesem Sinne ist sie nicht nur für die Antworten auf die großen Fragen verantwortlich, sondern auch für die Fragen, die gestellt werden. Daher fordern wir ausfinanzierte Hochschulen, an denen Forschende nicht dem Druck unterliegen, um jeden Preis Förderungen heranzuschaffen und Studien zu veröffentlichen, denn das fördert ein System, in dem Wissenschaftler*innen unethisch handeln.
Unser Ziel ist es nicht, konkrete Projekte anzuprangern und zu skandalisieren. Vielmehr sehen wir ein Problem darin, dass es überhaupt möglich ist, zivile Infrastruktur für militärische Zwecke zu missbrauchen. Die Hochschulen sind soziale Wirkungsstätten, deren wissenschaftliche Freiheit es ihnen ermöglicht, diskursbestimmend zu arbeiten. Diese Freiheit der Wissenschaft wird jedoch freiwillig eingeschränkt bzw. aufgegeben, indem Forschungsfinanzierung und Themenvorgabe durch Dritte zugelassen wird.
Die Hochschulen suchen also nach wie vor nach Antworten, aber auf Fragestellungen, welche durch außeruniversitäre Institutionen vorgegeben werden. Dies ist ein Eingriff in die demokratische Selbstbestimmung und ein Widerspruch zum demonkratischen Selbstbild und der universitären Selbstverwaltung. Durch drittmittelgesteuerte Themensetzung haben weder die Studierenden, noch der akademische Mittelbau, noch die Professor*innen die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen auf die von ihnen zu bearbeitenden wissenschaftlichen Fragestellungen.
Wir verweigern Einflussnahme und Nutzung öffentlich finanzierter und ziviler Forschungsinfrastrukturen durch militärische Firmen oder Institutionen.
Wir wollen eine friedliche und gerechte Welt, dafür machen wir uns groß und breit und stark. Bei uns sind alle willkommen, die unsere Visionen und Grundwerte teilen. Dazu zählen die Unanfechtbarkeit der Menschenrechte, Antirassismus und -sexismus und und Ablehnung jeder anderen Form von Diskriminierung, das Streben nach Frieden und Nachhaltigkeit, demokratische Mitbestimmung und die kritische Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft.